Zu verdanken haben die Eisenacher ihre berühmte Wartburg dem Grafen Ludwig von Schauenburg, der von 1042 bis 1123 lebte und als Ludwig der Springer bekannt war. Dessen Familie lebte zunächst in Mainz und später im thüringischen Friedrichroda, bis Ludwig beschloss, den Familiensitz auf eben jenen Berg in Eisenach zu verlegen, der zu diesem Zeitpunkt eventuell schon als militärischer Aussichtspunkt diente.
Nicht ganz eindeutig ist die Namensherkunft der Wartburg. So könnte die Bezeichnung der damaligen Funktion als Wachburg entlehnt worden sein. Andere Überlieferungen sprechen von der enormen Begeisterung, die Ludwig der Springer beim Anblick des Berges empfand. Er soll daraufhin völlig überwältig ausgerufen haben: „Warte Berg, du sollst mir eine Burg tragen!„
Aber mit der Wartburg verbinden sich noch weitere Überlieferungen und sogar ein Wunder soll sich dort zugetragen haben. Zu den Geschichten, die sich um das Gemäuer ranken gehört auch der legendäre Sängerkrieg im zwischen 1260 und 1270. Im Rahmen eines musikalischen Festspiels wetteiferten die bedeutendsten Sänger jener Zeit - darunter auch Walther von der Vogelweide - um die besten Lobeshymnen auf ihre jeweiligen Fürsten.
Das Wunder, das sich auf der Wartburg zugetragen haben soll, steht Verbindung mit Elisabeth von Thüringen, die der Volksmund auch die Heilige Elisabeth nannte. Als sie mal wieder die Ärmsten der Armen unterhalb der Burg mit Brot versorgen wollte (was ihr natürlich bei Strafe untersagt war), wurde sie von den Wachen gestellt und gezwungen, den verdeckten Inhalt ihrer Schürze preiszugeben. Die Soldaten erblickten aber nur einen Berg Rosen, in die sich das Brot verwandelt hatte.
Die Wartburg gliedert sich in mehrere Bereiche, die sich in ihrer Höhe und Funktion unterscheiden. Im unteren Bereich befindet sich das Burgtor. Danach folgt ein kleiner Gang, der den Besucher zum etwas höher gelegenen kleinen Burghof führt. Touristisch sind hier vor allem der schmiedeeiserne Brunnen und der direkt darüber liegende Erker der Lutherstube von Bedeutung.
In der Lutherstube soll Martin Luther 1521 die Bibel in nur elf Wochen in die deutsche Sprache übersetzt haben. Dabei soll ihm übrigens der Teufel erschienen sein, woraufhin Luther mit einem vollen Tintenfass nach dem Leibhaftigen warf. Das Ergebnis war ein großer Tintenfleck an der Wand der Lutherstube, der noch bis vor Kurzem dort zu sehen war.
Gegenüber diesen Highlights finden sich einige gut erhaltene historische Kanonen, die nicht nur bewundert, sondern auch berührt werden dürfen (ein Muss für Kinder).
Nach einem weiteren Burgtor gelang der Besucher in den großen Burghof. Linker Hand fallen hier sofort die berühmten Arkaden ins Auge. Sie sind Bestandteil des Palas, in dem auch der Bergfried sowie das Ritterbad untergebracht sind. Ferner befinden sich dort die Rüstkammer, das Speisezimmer sowie Haupt-, Sänger- und Rittersaal, wobei nicht auszumachen ist, welcher Raum nun prächtiger und kunstvoller mit Ornamenten und Wandgemälden verziert wurde. Vor allem der imposante Sängersaal (oft auch als Festsaal bezeichnet) ist wegen seiner Pracht und der erstklassigen Akustik heute oft Veranstaltungsort für wichtige kulturelle und gesellschaftliche Events.
In der Mitte des großen Burghofes befindet sich die Zisterne, ein alter Rundbrunnen, in dem heute einige Fische ein neues zu Hause gefunden haben. Die rechte Seite des Burghofes wird von einem einstigen Lagerhaus dominiert, an das sich der südliche Burgturm anschließt. Das Erklimmen des Turms wird mit einer spektakulären Panorama-Aussicht über die Stadt und den gesamten Thüringer Wald belohnt. Wahlweise können die Besucher des Südturms auch die Treppen hinab steigen, dann gelangen sie in das alte Burgverließ.
Die Burg ist für Besucher natürlich das ganze Jahr über geöffnet. Im Winterhalbjahr (November bis März) finden die Führungen zwischen 9.00 Uhr und 15.30 Uhr statt, das Burgtor ist für Touristen aber bis 17.00 Uhr geöffnet. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch der Wartburg allerdings in den Sommermonaten von April bis einschließlich Oktober. Dann werden die Führungen durch die Burg und das Museum bis 17.00 Uhr ausgedehnt und auch das Burgtor empfängt die Gäste drei Stunden länger (bis 20.00 Uhr). Außerdem können die Besucher dann den einzigartigen Ritt auf einem der Wartburgesel erleben, die in dieser Zeit dabei helfen, die letzten Höhenmeter zur Burg zu überwinden.
Besonders für Kinder eine sehr reizvolle Erfahrung. Der Besuch der Wartburg selbst ist natürlich kostenlos, für Führungen durch das Palas oder das angeschossene Museum liegen die Einzelpreise bei 9,- €, Kinder (ab 6 Jahren) und Jugendliche zahlen nur 5,- €. Für Schwerbehinderte und Gruppen (ab 25 Personen) werden Vergünstigungen gewährt. Film- und Fotoenthusiasten sollten nochmal 1,- € (Fotos) bzw. 5,- € (Videos) für eine entsprechende Genehmigung bereithalten. Alle ausführlichen Informationen finden Sie auch auf den Internetseiten der Wartburg.
Für das leibliche Wohl sorgen ein Restaurant, ein Terrassen-Cafe mit einmaligem Ausblick, kleinere Verkaufsstände, die sich über das gesamte Gelände verteilen und natürlich das 5-Sterne-Hotel selbst. Darüber hinaus wird die Wartburg auch gerne für Seminare, Tagungen und Bankette genutzt und Dank der Außenstelle des Eisenacher Standesamtes können junge Paare hier sogar den Bund fürs Leben schließen.
Fazit:
Das die Wartburg einen Besuch wert ist, steht sicher außer Frage. Für einen umfassenden Blick sollten die Besucher dafür aber ausreichend Zeit einplanen. Um alle Attraktionen und Highlights zu sehen, sind zwei Tage zumindest besser als nur ein paar Stunden. Außerdem finden sich in Eisenach am Fuß der Burg noch zahlreiche weitere historische Stätten und Bauwerke, die in direkter Beziehung zur Wartburg stehen (Burschenschaftsdenkmal, Wandelhalle, Lutherhaus, Bachhaus etc.).